
2025-01 E-BRAiN News – Technologie-Akzeptanz-Studie
Schlaganfall-Betroffene vergeben "gute Noten"
Schlaganfall-Betroffene brauchen ein intensives Training, das von einem humanoiden Roboter unterstützt werden kann
Nach einer Hirnschädigung mit der dann erhöhten endogenen Plastizität des Gehirns besteht die Möglichkeit, durch gezielte Interventionen Hirn- und damit Körperfunktionen zumindest partiell wiederherzustellen („Neural Repair Therapy“) (Joy und Carmichael, 2021).
Solche Therapien können erfolgreich sein, wenn sie spezifisch und für die geschädigte Körperfunktion umfassend konzipiert sind, an der individuellen Leistungsgrenze mit genügender Intensität und ausreichender Dosis durchgeführt werden und seitens der Betroffenen das notwendige Engagement beim Training durch eine ausreichende Motivation eingebracht werden kann.
Das Schädigungs-orientierte Training („Impairment-oriented training“) verfolgt genau diesen Ansatz (Platz, 2004; Platz & Lotze, 2018). Der jeweils spezifische und umfassende Behandlungsansatz führt nachweislich zu einer Funktionserholung, die stärker ausgeprägt ist als sonstige zeitlich gleich dosierte Therapie (Platz et al., 2009).
Die Umsetzung funktionswiederherstellender Therapie stößt in der Praxis wegen therapeutischer Ressourcenlimitierungen jedoch an enge Grenzen, was sich wegen der absehbaren Zunahme der von Schlaganfall Betroffenen in den Gesellschaften weltweit und da keine entsprechende Zunahme von therapeutischen Fachkräften erwartet werden kann, weiter verschärfen wird (Knecht et al., 2023).
Ein wichtiger Lösungsansatz ist hier die digitale Implementierung von funktionell wiederherstellender Therapie für Schlaganfall-Betroffene.
Dabei unterstützt die Nutzung humanoider Robot-Technologie, dem Bedürfnis nach einem sozialen Gegenüber in der Therapie nachzukommen (Feingold-Polak et al., 2024), und dadurch die Durchführung und Umsetzung eines mehrwöchiges intensives Training.
Aus diesen Gründen wurde im Forschungsverbund E-BRAiN humanoide Robot-Technologie eingesetzt und die Schädigungs-orientierte Therapie mit Arm-Basis-Training und Arm-Fähigkeits-Training wie auch die Spiegel-Therapie zur Behandlung von Armparese und eine multimodale Therapie für den visuellen Neglect implementiert.
Abbildung 1 - Therapiesituation mit E-BRAiN - beim Arm-Basis-Training

Abbildung aus der Originalpublikation (Platz et al., 2025): Die Patientin und Helfer erhalten Therapieinstruktionen vom humanoiden Roboter. Die Person im Hintergrund ist nicht an der Therapie beteiligt.
Schlaganfall-Betroffene, die mit dem System trainierten, nahmen an einer standardisierten Betragung teil, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden.
Dabei erfolgte mittels eines speziellen Fragebogens eine standardisierte Untersuchung der Technologie-Akzeptanz und zwar in Bezug auf vielfältige Aspekte, die darüber entscheiden, ob eine Technologie akzeptabel ist.
Die befragten Aspekte umfassten: die subjektiv erlebte und bewertete Nützlichkeit, die Benutzerfreundlichkeit, die Anpassungsfähigkeit des Systems, ob es Freude macht, mit dem System zu arbeiten, ob mn ihm vertrauen kann, oder ob es Angst einflößt und ob es als positives soziales Gegenüber erlebt wird (Heerink et al., 2010).
Elf Schlaganfall-Betroffene, die selbst für 2 Wochen täglich angeleitet durch den humanoiden Roboter trainierten, nahmen an der Befragung mittels Fragebogen teil.
Dabei wurde insgesamt ein hohes Maß an Technologieakzeptanz dokumentiert (Mittelwert 4,0, 95% Konfidenzintervall 3,7 bis 4,3) (Werte von 1 - geringste Akzeptanz bis 5 - höchste Akzeptanz, mit einem Wert von 3 als neutralem Erfahrungsanker) (Platz et al., 2025). Eine hohe Akzeptanz traf auch für die einzelnen untersuchten Aspekte zu.
Zusätzlich wurde analysiert, ob die Stärke der Technologie-Akzeptanz von den Patientencharakteristika abhing wie Alter, Geschlecht, Zeit nach dem Schlaganfall, das behandelte Syndrom, d. h. Armparese oder visuelle Vernachlässigung, die Schwere der Schlaganfallfolgen in Bezug auf neurologische Symptome und Alltagsbehinderung. Dies war nicht der Fall. Die Stärke der Technologie-Akzeptanz war unabhängig von diesen Patientencharakteristika hoch.
Das positive Ergebnis wird darauf zurückgeführt, dass die Entwicklung des Systems ausgesprochen nutzerzentriert erfolgte, wichtige Konzepte der fachlichen und menschlichen Betreung bei einer rehabilitativen Therapie berücksichtigt, Therapieverfahren anbietet und mit den Betroffenen umsetzt, die eine hohe Aussischt auf individuellen Behandlungserfolg haben und einen humanoiden Roboter sozialens Gegenüber einsetzt.
Abbildung 2 - Hinweis auf die Originalpublikation (Open Access)

Literaturhinweis
Platz T, Umlauft A-N, Pedersen AL, Forbrig P. Technology Acceptance and Usability of a Therapy System with a Humanoid Robot Serving as Therapeutic Assistant for Post-Stroke Arm and Neurovisual Rehabilitation—An Evaluation Based on Stroke Survivors’ Experience. Biomimetics. 2025; 10(5):289. https://doi.org/10.3390/biomimetics10050289
Ein Forschungsverbund mit Beteiligung der Universität und Universitätsmedizin Greifswald, Universität Rostock und Hochschule Neubrandenburg
Verbund-Koordinator Prof. Dr. med. Thomas Platz | Ansprechpartner Team der AG Neurorehabilitation |
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