2022-01 E-BRAiN Newsletter – visuelles Explorationstraining

Aktuelle Forschungsinfo aus dem Institut für Informatik der Universität Rostock/ Lehrstuhl für Softwaretechnik

Sehr geehrter Newsletter-Abonnierende,

wir wünschen Ihnen einen guten Start in ein frohes und gesundes Neues Jahr 2022.

In Ergänzung zu unserem Newsletter vom Mai 2021 möchten wir hier weitere Einblicke in die Entwicklung der „Neurovisuellen Therapie“ geben. Die Therapie soll bei Schlaganfall-Patient*innen, die einen visuellen Neglect mit verminderter Aufmerksamkeitszuwendung zu einer Körper- bzw. Raumhälfte haben, helfen, diese wieder durch ein systematisches Training zu verbessern. Derzeit wird die Therapie noch vorbereitet.

Bei allen Aufgaben der neurovisuellen Therapie sitzen Patienten mit 30 cm Abstand vor einem 27 Zoll großen interaktiven Bildschirm. Der humanoide Roboter Pepper steht daneben und kann Hilfestellung geben. Abb. 1 präsentiert eine derartige Situation.

Abb. 1. Testperson mit dem humanoiden Roboter bei der Neurovisuellen Therapie

 

Heute möchten wir Ihnen einen Aufgabentyp der Therapie der visuellen Exploration näher vorstellen, der wir die Überschrift „Das andere Objekt finden“ geben.

Bei dieser Aufgabe soll man das eine Symbol finden, was sich von den anderen Symbolen unterscheidet. Das Symbol ist dann auf dem Bildschirm zu berühren. Hier gibt es mehrere Schwierigkeitsstufen, die man in einem Durchlauf erreichen kann. Findet man auch mit den Hilfestellungen des Roboters nicht das Symbol, wird der Schwierigkeitsgrad verringert und eine neue Vorlage wird generiert. Je höher die Stufe (maximal Stufe 5), umso größer ist der Schwierigkeitsgrad der erzeugten „Explorations“-Vorlagen.

Im nachfolgend dargestellten Beispiel ist das Quadrat in den ersten drei Stufen noch relativ einfach zu erkennen. In den Stufen 4 und 5 ist das Quadrat schon etwas komplizierter zu identifizieren.

Alle Vorlagen werden zufällig während der Therapie generiert, aber jeweils an das individuelle Leistungsniveau angepasst. Patient*innen können sich dabei die Farbe und Form des Zielsymbols aussuchen. Die Wahloption gibt ihnen die Möglichkeit, mit dem Therapiesystem zu interagieren und sie an ihre Vorlieben anzupassen. Eine Besonderheit ist aber zu beachten. Nachdem man sich für eine Form und Farbkombination entschieden hat, kann man nicht nochmal dieselbe Kombination für die nächste Runde nehmen. Die Therapie soll so fördern, mit unterschiedlichen Reizen zu trainieren.

Jeder Aufgabetyp wird für eine bestimmte Zeit (Standard 8 Minuten) trainiert. Eine Vorlage wird auf dem Bildschirm präsentiert und Patient*innen sollen das eine „andere“ Symbol finden. Wird das Symbol nicht gefunden, wird der „Fehlermodus“ aktiv. Der Roboter gibt Hilfestellungen, wo sich das Symbol befindet. Der Roboter kann dabei seine Hilfestellung in natürlicher Sprache ausdrücken. „Schauen Sie bitte einmal nach rechts unten.“ könnte eine Hilfestellung sein, die nicht zu viel und nicht zu wenig unterstützt und Patient*innen hilft, die Aufmerksamkeit in „vernachlässigte“ Bereiche zu lenken.

Durch das wiederholte Trainieren des „visuellen Explorierens“ lernen Patient*innen ihre Aufmerksamkeit umfassender räumlich zu orientieren, damit sie – nach dem Training – auch im Alltag weniger übersehen. Demnächst sollen erste Patient*innen gemeinsam mit dem humanoiden Roboter in der Universitätsmedizin Greifswald bzw. der BDH-Klinik in Greifswald so trainieren.

 

Ein Forschungsverbund mit Beteiligung der Universität und Universitätsmedizin Greifswald, Universität Rostock und Hochschule Neubrandenburg

Verbund-Koordinator

Prof. Dr. med. Thomas Platz
Universitätsmedizin Greifswald
AG Neurorehabilitation - E-BRAiN
Fleischmannstraße 44
17475 Greifswald

Ansprechpartner

Team der AG Neurorehabilitation
E-MAil: e-brain@med.uni-greifswald.de
Telefon: 03834 86-6966
Fax: 03834 86-6902

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